Studienwahl – Wie gehe ich vor?

Das Studienangebot in Deutschland ist riesig: über 10.000 grundständige Studienmöglichkeiten werden insgesamt an den ca. 400 deutschen Hochschulen angeboten, davon rund 240 an der JGU. Unter diesen vielen Möglichkeiten den passenden Studiengang für sich zu finden, das geht normalerweise nicht über Nacht, sondern ist ein Prozess aus mehreren Schritten:


"Wer bin ich?"

Der Prozess der Studienwahl beginnt immer mit einem selbst: Was macht mich aus, was möchte ich? Was sind meine größten Interessen, womit möchte ich mich tiefer beschäftigen? Habe ich schon konkrete Berufswünsche oder Ziele für mein späteres Leben? Was kann ich eigentlich gut, welche Fähigkeiten habe ich?

Eine kreative Methode zum Umgang mit diesem Thena besteht in der Beschäftigung mit der eigenen Biographie, in Form einer Lebenskarte. Hierbei betrachten Sie, was Sie an unterschiedlichen Lebensorten erlebt und getan haben. Im Fokus dieser Methode steht nicht nur die Schule, sondern auch andere wichtige Lebensorte. Durch diese Methode reflektieren Sie die beiden zentralen Kriterien für die Studienwahl: Interessen und Fähigkeiten (die Lebenskarte erarbeiten Sie zum Beispiel auch in unserem Workshop zur Studienwahl).

Ziel ist es über Ihre Interessen, Fähigkeiten sowie Prioritäten nachzudenken: Was macht Ihnen Spaß? Bei welchen Tätigkeiten verlieren Sie die Zeit aus dem Blick? Welche Erlebnisse in den letzten Jahren waren zentral?

"Was gibt es alles?"

Zum anderen ist es hilfreich, einen groben Überblick über die möglichen Studienfelder/-richtungen zu bekommen, sich also damit zu beschäftigen, was z.B. Geistes-/Kulturwissenschaften, was Sozialwissenschaften oder was Naturwissenschaften sind und mit welchen Themen sich die jeweilige Richtung beschäftigt. Eine gute Übersicht hierzu liefert z.B. die Seite www.studienwahl.de.


Wenn Sie sich Ihrer Interessen, Fähigkeiten, Ziele etc. sowie der grundsätzlichen Studienmöglichkeiten bewusst sind, können Sie in einem zweiten Schritt beim Eingrenzen beides in Einklang bringen: Sie beschäftigen sich nicht mit ca. 10.000 Studiengängen, sondern schauen sich nur Studiengänge innerhalb der Studienrichtungen an, die in Frage kommen. Diese Eingrenzung sollten Sie anhand Ihrer wichtigsten Kriterien vornehmen. Generell gilt: Jede/r hat seine/ihre eigenen Kriterien. Dennoch sollten Sie sich über folgende Kriterien Gedanken machen, da diese üblicherweise zu den wichtigsten zählen:

"Die wichtigsten Kriterien für eine fundierte Studienwahl"

 

An den Interessen orientieren:
Was wollen Sie, was macht Ihnen Spaß? Was ist Ihnen wichtig? Womit verbringen Sie gerne Ihre (Frei-)Zeit?

Eigene Fähigkeiten einbeziehen:
Was können Sie gut, was fällt Ihnen leicht? Welche Fertigkeiten und Kenntnisse besitzen Sie? Haben Sie ein Talent in einem bestimmten Bereich?

Ziele, Berufswünsche und -ideen berücksichtigen:
Gibt es ein konkretes Berufsbild, das Sie lockt? Welcher Studiengang führt zu diesem Ziel? In welchem Bereich möchten Sie arbeiten? Gibt es ein Berufsfeld, das Ihre Interessen und Fähigkeiten kombiniert?

Bedenken Sie außerdem die Realisierbarkeit des Studienwunsches:
Mit welchen Kosten ist ein Studium verbunden? Gibt es einen NC? An welchen Hochschulen wird mein Wunschstudiengang angeboten? ...


Mit Antworten auf diese und weitere Fragen können Sie somit das große Angebot auf einige wenige, in Frage kommende Studiengänge herunterbrechen und sich über diese in einem nächsten Schritt detailliert informieren.


Der nächste Schritt besteht aus dem Informieren: Nun gilt es, ganz konkrete Optionen in den Blick zu nehmen und sich darüber detailliert zu informieren. Welche Studienfächer gibt es, welche Hochschulen bieten diese an? Welche Inhalte kämen auf mich zu? Welche Schwerpunkte kann ich belegen? Wie ist das Studium aufgebaut? Welche Zusatzqualifikationen wären möglich? Was sind die Rahmenbedingungen/ Zulassungsvoraussetzungen/ Kosten? etc. Oft geht man bei der Recherche auch noch einen Schritt zurück und grenzt seine Optionen weiter ein. Letztlich gilt: je mehr relevante Informationen Sie sammeln, desto besser ist die Grundlage für die Entscheidung. Folgende Online-Portale und Webseiten sind hierfür besonders hilfreich:

Informationsquellen

www.studienwahl.de
Diese Seite bietet Ihnen Orientierungs- und Entscheidungshilfen sowie Beschreibungen von Studien- und Berufsfeldern.

www.arbeitsagentur.de/bildung/studium
Dieses Selbsterkundungstool ermöglicht es, seine Stärken und Interessen zu testen und herauszufinden, welche Studienfelder zu einem passen könnten.

www.hochschulkompass.de
Diese Datenbank beinhaltet das gesamte Studienangebot aller deutschen Hochschulen (Fachhochschulen, Universitäten, Duale Hochschulen,...). Sie umfasst grundständige und weiterführende Studiengänge und bietet Links zu den Internetseiten der Hochschulen.

www.berufenet.arbeitsagentur.de
Diese Datenbank der Agentur für Arbeit beinhaltet Ausbildungs- und Tätigkeitsbeschreibungen (nicht nur akademischer Berufe). Sie hilft Informationen über den Zugang zu einem gewünschten Beruf oder über typische Berufe zu finden.

www.osa-portal.de
Hier finden Sie einen Überblick über das Angebot von deutschsprachigen Online-Self-Assessments (OSAs), die von Hochschule zur Studienorientierung entwickelt wurden; mit allgemeinen OSAs, die Empfehlungen geben, welche Fächer generell in Frage kommen, aber auch fachspezifischen OSAs, die Hinweise liefern, ob ein bestimmtes Fach passt.

www.daad.de
Die Homepage des Deutschen Akademischen Austauschdienstes beinhaltet Informationen zu Möglichkeiten eines Studiums im Ausland.

Informations- und Orientierungsangebote

Neben den Online-Angeboten stehen Ihnen selbstverständlich aber noch viele weitere Möglichkeiten offen, um relevante Infos über einen Studiengang zu sammeln. So bieten viele Hochschulen zahlreiche Orientierungs- und Schnupperprogramme an, bei denen man Studiengänge "aus der Nähe" kennenlernen und mit Studierenden wie auch Dozentinnen und Dozenten ins Gespräch kommen kann, wie z.B. Schnuppertage oder der Tag der offenen Tür. Außerdem gibt es verschiedene Service- und Beratungsstellen (wie z.B. Zentrale Studienberatungen, Studienfachberatungen oder die Beratungsstellen der Agentur für Arbeit), die individuell bei der persönlichen Studien- oder Berufswahl unterstützen.

Einen Überblick über die Angebote der JGU finden Sie unter "Studienwahl - Unterstützungsangebote".


Verdichten

Beim Verdichten müssen Sie die gesammelten Informationen nun so ordnen und bewerten, dass Sie eine gute Grundlage für die Entscheidung haben. Versuchen Sie zunächst nacheinander - gemäß dem "Trichterprinzip" - passende Studienfelder (z.B. Naturwissenschaften), dann geeignete Studiengänge (z.B. Bachelor of Science Chemie) und schließlich die richtigen Studienprogramme (z.B. Bachelor of Science Biomedizinische Chemie an der JGU) zu identifzieren bzw. in die engere Auswahl zu nehmen.

Versuchen Sie hierfür alle gesammelten Informationen zu strukturieren und in Bezug auf Ihre Kriterien zu bewerten. Eine Strukturierungsmöglichkeit könnte beispielsweise eine Tabelle ähnlich der hier abgebildeten sein:

 

Tragen Sie hier alle relevanten Optionen, Kriterien und Informationen ein und überlegen Sie, wo Ihnen noch Infos fehlen und wie Sie diese erhalten können. So haben sie jederzeit einen Überblick über den aktuellen Stand Ihrer Recherchen und können jederzeit den Prozess der Studienwahl Schritt für Schritt weiterführen.

Entscheiden

Oft stehen am Ende des Prozesses nur noch wenige konkrete Optionen im Raum. Jetzt gilt es, an der Entscheidung zu "arbeiten": Welche Vor- und Nachteile gibt es kurz- und langfristig? Welche Kriterien sind mir für die Entscheidung am wichtigsten? Was sagt der Verstand, was der Bauch? Welche Ziele habe ich konkret? Ziel ist dabei eine bestmöglich vorbereitete Entscheidung. Ob diese letztlich die richtige war, wird die Zeit zeigen. Falls nicht, muss sie aber auch nicht für den Rest des (Berufs-)Lebens Bestand haben. Weichen können neu gestellt, neue Wege beschritten und Studienfächer gewechselt werden.

Bei der Entscheidung kann neben unseren Unterstützungsangeboten vor allem eine persönliche Beratung bei der Zentralen Studienberatung hilfreich sein.